Mit dem Charme der „Goldenen 60-er“ das Publikum erobert…
Bis auf den letzten Platz gefüllt präsentierte sich das Kornwestheimer „K“ am vergangenen Samstag-Abend beim Jahreskonzert des Kornwestheimer Liederkranzes. Alle Kartenwünsche konnten wir leider trotzdem nicht erfüllen.. konstatierte der sichtlich zufriedene Chorvorstand Reinhard Wagner.
Mit dem charmanten Programmtitel Rock’n Roll & Herzschmerz – Die Goldenen 60-er hatte der künstlerische Leiter Enrico Trummer ganz offenbar einen „Nerv“ bei einem Generationen-übergreifenden Publikum getroffen. Dazu kam, dass Trummer mit der Tanzschule Biedermann und dem Projektchor der Schiller-Grundschule noch zwei weitere Attraktionen an Bord genommen hatte, die – passend zum Thema – für zusätzliche Begeisterung und außerordentliches Publikums-Interesse gesorgt hatten.
Im Mittelpunkt des Abends standen jedoch die ca. 30 Männer des Liederkranzes mit ihren bühnenwirksam poppigen Hemden: Für sie hatte Trummer ein hoch-anspruchsvolles Programm aus vier Chor-Blöcken zusammengestellt, welches beispielhaft die Vielfalt der deutschen Schlagerwelt bis hin zu den anwachsenden Einflüssen der britischen und amerikanischen Popkultur der 60-er widerspiegelte.
Schon im ersten Chorblock zeigte sich Trummers feines Gespür für kontrastreiche Zusammenstellungen: So folgte auf das rhythmisch flotte und „peppige“ Sugar, Sugar, Baby von Peter Kraus der gefühlvolle Evergreen Junge, komm bald wieder, den Freddy Quinn berühmt gemacht hatte. Für Trummers gut arrangierten vierstimmigen Satz der berühmten Motorbiene zog der Dirigent „stilecht“ zur Erheiterung des Publikums seine schwarze Motorradjacke über und beschwor die guten alten „Kreidler“-Zeiten – mit dem unvergleichlichen „Motorknattern“ Bam ba ba baaa… Chor–Solist Jörg Aldag brillierte dabei mit herrlich klarer Tenorstimme und überzeugender Gestik. Mit viel Gefühl und Charme wurde dann Rocco Granatas 60-er Jahre Hit Marina vorgetragen. Für einen mitreißenden Abschluss des ersten Chorblocks sorgte dann Drafi Deutschers unverwüstliches Marmor, Stein und Eisen bricht. Die energiegeladene Interpretation des vierstimmigen Chors ließ den Funken auf das begeisterte Publikum überspringen und animierte den Saal zum Mitklatschen und Mitsingen. Nach diesem ersten Chorauftritt war klar geworden, wie genau und sorgfältig Trummer seinen Chor vorbereitet hatte: Dynamisch variativ, mit ausgearbeiteter Artikulation und genau balanciertem Chorklang, rhythmischer Präzision und lupenreiner Intonation der durchaus anspruchsvollen vierstimmigen Chorsätze, zeigte sich, dass Trummer ein charismatischer Chorprofi ist, der mit gestenreichem und motivierendem Dirigat für Chor und Publikum einen stets präsenten Bühnenmittelpunkt darstellte.
Auch das Klavier-Kontrabassduo Michaela Hartmann und Hans-Joachim Weiß trug mit souveräner Begleitkunst ganz wesentlich zum beeindruckenden musikalischen Gelingen bei.
Auch die Tanzschule Biedermann sorgte für einen weiteren Höhepunkt im ersten Programmteil: Ausdrucksstark und mit beeindruckenden und virtuosen Choreografien wurden in farbenfrohen Kostümen 4 Welthits getanzt: Darunter auch Nancy Sinatras These boots are made for walking oder It’s a man’s man’s world von James Brown. Auch hier sprang der Funke auf das begeisterte Publikum über und entlud sich im begeisterten Beifall.
Vor der Pause dann wieder der Männerchor mit seinem zweiten Chorblock: Auch hier gelang Trummer eine abwechslungsreiche und kluge Zusammenstellung der fünf ausgewählten 60-er Jahre Hits: Bei Cliff Richards Rote Lippen soll man Küssen übernahm der 1. Bass mit gepflegtem „orginalgetreuen“ Gesang die Melodie – bei dem auch das berühmte „bouse“ statt „böse“ nicht fehlen durfte – während der 2. Bass mit einer witzigen Kombination aus Bass-Linie und Schlagzeug-Effekten für den Drive sorgte. Die beiden Tenorstimmen ergänzten mit raffinierten, zwei-stimmigen rhythmischen Einwürfen den anspruchsvollen und humorigen Chorsatz. Bei Manuelas Nr. 1-Hit Schuld war nur der Bossa nova überraschte Trummer mit einem lateinamerikanischen „Rassel-Rhythmus“, den er über das Saalmikro live dazu steuerte. Beim Welthit The Lion sleeps tonight des südafrikanischen Zulu-Sängers Solomon Linda studierte Trummer kurzerhand zur großen Freude des Konzertpublikums den eingängigen o-wim-oweh-Refrain mit dem ganzen Saal ein. Das Zusammenspiel mit dem Chor klappte bei der anschließenden Darbietung perfekt – und Chor-Solist Andreas Kurzer übernahm die Rolle des Vorsängers. Mit den beiden berühmten Bill Ramsey-Nummern Ohne Krimi geht die Mimi… und Pigalle kam dann noch einmal eine „Prise Swing“ gemischt mit einer „Portion Humor“ – höchst schwungvoll dargeboten – dazu. Grandioses Finale des 1. Programmteils – mit Ovationen aus dem Publikum bedacht.
Eine wiederum beeindruckende Vorstellung eröffnete den zweiten Teil des Abends: Trummer hatte eigens für diesen Abend einen Projektchor in der Schillerschule gegründet, 3 Dschungelbuch-Arrangements für Kinderchor geschrieben und das ganze an der Schule – die aus Lehrermangel keinen regelmäßigen Kinderchor mehr führen kann – mit den Kindern in dreimonatiger Probenarbeit einstudiert. Mit Colonel Hathi‘s Marsch, Ich möchte sein wie Du und Probier’s mal mit Gemütlichkeit eroberten die auswendig und erstaunlich rein und sauber singenden 26 Dritt-u. Viertklässler mit ihren klaren, hellen Stimmen rasch die Herzen aller Zuschauer im Saal. Auch die kleinen rhythmisch präzis dargebotenen Klatscheinlagen und die lustige „Elefanten-Parodie“ bei Colonel Hathi’s Marsch wurde mit „aahs“ und „oohs“ aus dem Publikum begeistert aufgenommen.
Der dritte Chorblock des Männerchors widmete sich ganz dem Rock‘n Roll-Star Elvis Presley: Love me tender – wiederum in einem vierstimmigen Satz von Chorleiter Trummer – wurde mit dem dazugehörigen „Herzschmerz“ weich und stimmungsvoll vorgetragen. Bei Are You lonesome tonight steuerte Chor-Solist Andreas Kurzer mit seiner schönen Naturstimme die nötige Wehmut eines tragischen Liebesliedes bei. Höhepunkt der „Presley-Trilogie“ war dann der abschließende Jailhouse-Rock. Bewundernswert wie hier der Chor mit rhythmischem Drive und Swing und dem passenden Rocksound diese Glanznummer über eine witzige „Gefängnis-Party“ in den Saal schleuderte. Die vom enthusiastisch mitklatschenden Publikum geforderte Zugabe erfolgte auf dem Fuß und sorgte abermals für große Begeisterung…
Noch einmal dann die Tanzgruppe Biedermann: Auch hier wieder fantasievolle und professionell dargebotene Tanz -Interpretationen – darunter auch Elvis Presleys Heartbreak Hotel und Christina Aguileras Candy man, die das Publikum förmlich von den Sitzen und zu Beifallsstürmen hinrissen.
Das grandiose Finale bestand dann aus drei unsterblichen Songs der legendären Beatles: I want to hold Your hand, Ticket to ride und Hard Day’s night und dem Beach Boys Welthit Barbar’ Ann. Trummer nutzte mit seinem jetzt zur “Boy-Group” umfunktionierten Männerchor jede Möglichkeit, diese fantastischen Songs in den vorliegenden großartigen Arrangements stilecht, mit mitreißendem Drive, stampfendem Beat – professionell unterstützt von Michaela Hrtmann-Trummer und Hans-Joachim Weiß – und soweit wie möglich am Original orientiert – zu präsentieren. Beim Beach Boys-Arrangement des “Millionensellers” Barbar’ Ann – “anstelle” von Brian Wilson – sang hier wieder Chor-Solist Jörg Aldag unterstützt vom mitklatschenden Publikum, das sich zwei Zugaben erjubelte!